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Tag 13, 7. September

Grenoble und etwas Technik

Sonnig, tüppig, heiss
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Heute bestiegen wir grad nach dem Frühstück die Bastille auf dem Hoger vor Grenoble. Und wie es sich gehört, taten wir das zu Fuss. Damit wir nicht vergessen, wie das geht mit dem Schwitzen und so. Dort oben bot sich eine schöne Aussicht auf die Stadt, aber auch auf die umliegenden Berge – weit hinten unter den Wolken liess sich im Dunst auch der Mont Blanc nochmals erkennen. Wohl zum letzten Mal auf unserer Reise.

Den Nachmittag fläzten wir ein bisschen rum, ordneten unsere Sachen ein wenig für die Weiterfahrt und wechselten nochmals ein bisschen Pneus und Schläuche, damit wir morgen wenn irgend möglich wieder starten können.

Wie schon angetönt, Pässe sind nicht mehr wirklich drin. Jedenfalls nicht so die richtigen, da wir jetzt echt zu wenig Bremsleistung hätten für eine lange Passabfahrt. Hier mal ein kleiner technischer Einschub:

Unser Unfall kam wohl daher, dass sich die Felge überhitzt hatte und den Schlauch zum Platzen brachte. Das ist ein tandemspezifisches Problem. Aus folgenden Gründen:

1. Beim Velo kann man ungleich zum Auto oder Töff nicht mit dem Motor bremsen. Also muss alle Bewegungsenergie vom Luftwiderstand und von den Bremsen geschluckt werden.

2. Wenn man beim normalen Velo damit noch keine Probleme hat, wird das Tandem wegen seines doppelten Gewichts und des etwa gleich grossen Luftwiderstands viel schneller, wenn man ungebremst bergab fährt. Während ein Single-Velo je nach Gefälle z.B. bei 70 km/h ungebremst die Geschwindigkwit nicht mehr erhöht wegen des Luftwiderstands, liegt dann beim Tandem diese Grenze um einiges höher, z.B. bei 95. Was eben schon ein bisschen viel wäre. Aber darum bremst man ja. Und beim Col de La Madeleine mussten wir viel bremsen, viel mehr als 40 lagen da nicht drin wegen der engen Kurven.

3. Die Masse, die abgebremst werden muss, liegt bei unserem Vehikel bei etwa 200 kg, das sind 30 kg Velo, 120 kg Dagi und ich und 50 kg Gepäck.
Und dafür haben wir drei Bremsen zur Verfügung, zwei Scheibenbremsen – je für vorne und hinten – und eine Felgenbremse auf das Hinterrad. Scheibenbremsen haben die dumme Angewohnheit, dem Fading zu verfallen, und dann bremsen sie grad gar nicht mehr. Darum ist der Steuermann froh, wenn die Mitkurblerin auch mal beherzt in die Eisen geht. Und hier haben wir wohl die Lage falsch eingeschätzt. Und das dann auch zu spüren bekommen. Unsere Lehre daraus: Beim Bergauffahren sind Pausen wichtig. Zum Auskühlen und Trinken. Beim Bergabfahren eventuell überlebenswichtig. Um die Bremsen auskühlen zu lassen.
Und mit der neuen Gabel haben wir eine um einiges kleinere Bremsleistung, da vorne eine kleinere Scheibe montiert ist, die sich schneller erhitzt. Das heisst aber nicht, das wir nicht auch mal eine Notbremsung machen können, denn die Bremskraft verringert sich dadurch nicht unbedingt, man muss einfach fester am Hebel ziehen.
Für die, die mehr davon verstehen – bin kein Physiker, gäll.
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Tag 14, 8. September
Week 2, Annecy–Grenoble
 

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