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The Tempest of Harris

IMG_2595 Ausfahrt aus Ullapool

17. Juli, 62 km, ca. 16 km/h, 788 hm, zuerst sonnig und warm, dann stark gegenwindig, dann umwindig, dann Nieselregen, dann so richtig Regen, von allen Seiten und einfach alles sehr ruppig. 

Out of Loch Broom

Nicht Norden, wie ursprünglich geplant. Sondern gegen Westen. Und weil das von Ullapool aus auf dem Landweg doch einigermaßen schwierig ist: Fähre. Nach Stornoway auf Lewis.

Bei schönstem Sommerwetter lief die CalMac-Fähre Richtung Isle of Lewis aus dem Hafen von Ullapool aus. Die Seaforth (Loch Siophort) bringt Wolfgang und mich sowie Martina und ihren Mann (Wie heisst er schon wieder . . .?), ein Paar, das Wolfgang zufällig im Café, wo wir noch einen Vorfährenkafi genossen haben, getroffen hat, bequem nach Stornoway. Wolfgang habe ich den Jugi in Ullapool kennen gelernt, er ist aus Köln, um die 80 und kurvt mit seinem E-Bike fünf Monate pro Jahr in der Welt herum – das nenne ich einen gediegenen Unruhestand. Da hat man grad irgendwie ein Ziel vor Augen . . .

Wolfgang – seit Jahren fünf Monate mit dem E-Bike in der Welt unterwegs, wohnhaft in Köln

Fähre fahren ist immer wieder mal cool: Man muss nicht in die Pedale treten, kommt gleitig vorwärts, es gibt Kaffee und Kuchen – und eben: Wenn die Sonne noch scheint dazu, ist das Leben fast ein bisschen perfekt. Eine Quickie-Kreuzfahrt zum Beinahenulltarif – jedenfalls, wenn man kein Auto mitführt. Zwischen Ullapool un Stornoway liegen immerhin rund 70 km. Mit £ 11.50 ist man dabei. (Kaffee und Kuchen kosten aber schon extra.)

Ich düse dann grad mal schnell ab. Will heute Abend in Tarbert sein. Wenn ich Zeit hätte, wär ich gern in Stornoway geblieben: Da findet grad ein Gaelic Music Festival statt. Sharon Shannon, die alten Freunde Delamitri als Headliner und Musik in den Strassen und den Pubs. Aber es passt irgendwie einfach zeitlich nicht. 

Unterwegs nach Harris

Trotz dem zügigen WInd gehts ring heute. Die Pause gestern war wohl eine garnichtmal so schlechte Idee. Dumm nur, dass der Wind mehr und mehr zunimmt. Er zerrt und rupft immer mehr an meinem Velo rum, gibt den Taschen einen Tritt, lässt die Speichen einen Song anstimmen, und so heulen wir alle zusammen dem Gebirgszug entgegen, der überhaupt dafür verantwortlich ist, dass Harris und Lewis als zwei Inseln gelten. Eigentlich ist es nämlich nur eine. Aber das Gebirge war früher nicht auf dem Landweg überwindbar – oder wurde einfach umgangen, weil es zur See einfacher war. Ein kleines Flüsschen ist heute die offizielle Grenze.

Grenze Lewis/Harris

Wirklich exakt bei der Grenze begann es zu nieseln. Und aus früheren Reisen hat dieser typisch schottische Regen einen extrem schlechten Ruf und wird von Michi, Nik und mir als Midges-Regen bezeichnet. Klein, fein, aber dringt überall hin.

Die Steigung nimmt zu, der Regen ebenso, und um das Trio zu komplettieren, schaltet der Wind auch noch eine Stufe hoch. Linie zu halten, wird manchmal schwierig – erstens, weil ich langsam bin, zweitens, weil es immer turbulenter und böiger wird.

So langsam kündigt sich das an, was wir in der Schweiz als Passhöhe bezeichnen würden – nur gehts erstens ja immer länger, als man denkt, wenn man so langsam genug hat. Und zweitens hats da oben bei uns immer eine Beiz. Hier nicht mal einen Unterstand oder einen Windfang.

Nahe der Passhöhe, den Wind und den Regen sieht man halt nicht.

Also steil runter. Nie zu schnell werden, weil mit den Böen der Strassenrand manchmal erschreckend nahe kommt.

Ich komme dann doch noch gut in Tarbert an. Hostel. Per Mail reserviert. Und trotz übel mitspielendem Wetter habe ich Mitte Etappe meine Landing Time recht genau vorausgesagt. (Aber ich war auch sehr vorsichtig mit der Schätzung.) 

Sozusagen “on schedule”.

Hier im Pub noch ein  . . . hmmmm . . . Ceilidh (ausgesprochen Kééli). Schottischer Volkstanz, hier aber angeheizt durch Schlagzeug, Akkordeon und wummernden Bass. Also eher ein Ceilidh mit R’n’B-Einschlag. 

It’ll be an early night for me.

R‘n’B-Ceilidh at the Harris Hotel
1
Reconciliation
Brake for a Break in Ullapool
 

Kommentare 2

Gäste - Michi am Donnerstag, 18. Juli 2024 08:40

Da hat man grad irgendwie ein Ziel vor Augen . . .

Diese Augen sind noch öppe 6 Jahre entfernt

[i]Da hat man grad irgendwie ein Ziel vor Augen . . .[/i] Diese Augen sind noch öppe 6 Jahre entfernt :)
Didi am Montag, 12. August 2024 17:28
Donnerstag, 06. Februar 2025

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