Bealach na Bà – Starting going up a hill and ending up coming down from a mountain
Kyle of Lochalsh–Applecross, 65 km, 1350 hm, 15,75 km/h
Heute ist Fototag.
Um etwa halbzehn bin ich startklar. Mit dem vorläufigen Ziel Strathcarron und drei Meilen weiter Lochcarron radle ich los. Komoot weist den Weg auf dem Handy – nach ein paar Mätzchen aus dem Städtchen hinaus eigentlich auch ganz vernünftig, wie mir scheint.
Das Wetter im Vergleich zu den vorhergehenden Tagen: brennende Sonne, die Luft steht und heiss. (Ausgedeutscht: teilweise sonnig mit wenigen Wolken, recht warm und windstill.) Heute findet also der Sommer statt hier in Schottland. Der ist jedes Jahr an einem anderen Tag, sagen sie hier auch manchmal. Also dieses Jahr ist er am 13. Juli.
Ich komme gut voran, obwohl es immer wieder rauf und runter geht. In Strathcarron mal schnell um das Pub laufen, auf dessen Wiese Hansj und ich vor zwei Jahren einen Satz Zeltheringe an Unbekannt ausgeliehen haben. Dann in flottem Rückenwind – Ha, erwischt! Es windet ja doch! – Richtung Lochcarron. Ein Zmittag im Hotel, die Sonne brennt durch das Fenster.
Ich bin mir noch unschlüssig, ob es dann nachher gradaus Richtung Shieldaig geht oder links Richtung Applecross gehen soll. Das mit Gradaus hatten wir schon mal. Dann stürmt es wieder in der Nacht in Shieldaig. Und das mit Links dürfte anstrengend werden. Den Hügel hinauf Richtung Abzweiger habe ich dann den Pass Bealach na Ba schon fast beerdigt. Es war einfach ein Chrampf. Beim Abzweiger dann . . . Die Strasse hochschauen, das schöne Wetter, die Bucket List in meinem Kopf. Applecross.
Links.
Es beginnt ausgesprochen harmlos. Es ist der Pass mit den meisten Höhenmetern in Grossbritannien, Single-Track-Strasse, für Wohnwagen und Wohnmobile ausdrücklich nicht empfohlen, und Lernfahrer sollen bitte auch woanders üben. Und es wird eben wirklich eng.
It‘s epic, it‘s the ultimate challenge in cycling, it‘s . . . sonst halt so ein Superlativ. Wenn man YouTube durchchblättert nach Cycling und Bealach na Bà, gleichen sich die Kommentare. Ich finds jetzt also mal recht angenehm. Bei mehr oder weniger konstanter Steigung gehts es bergwärts in imposanter Kulisse – aus den Hängen wachsen die Berge, hinter mir immer noch das Loch Carron und das offene Meer sichtbar. Ich konzentriere mich eher darauf, mich nicht zu sehr anzustrengen, als wie sonst, nie zu viel Schwung zu verlieren. (Wobei das mit dem Schwung hier auch nicht unbedingt gegeben wäre.)
Die Briten sind halt mit wenig zufrieden, das Wort „epic“ ist ja auch so schön kurz. Ein typisches Four-letter word halt.
Wobei, ich gebe ja zu. Es wird immer ein bisschen steiler, das Tal zieht sich zusammen, die Strasse klebt immer mehr am Hang. Und es wird noch steiler. Irgendwann bin ich beim zweiten und ersten Gang angelangt, wobei der zweite auch langsam unnötig wird. Und wenn man zuvorkommend frühzeitig dem Gegenverkehr in einem Passing Place Platz macht, hat man grad zwei Fliegen auf einen Schlag: Erstens man erscheint freundlich. Und zweitens hat man grad ein bisschen Pause. Also irgendwie altruistisch und egoistisch zusammen.
Irgendwann sind es dann wohl so etwa 18%. Da ist jeder Passing Place willkommen, auch wenn kein Gegenverkehr kommt. Dann wartet man halt, bis jemand kommt, macht noch schnell ein Foto, winkt dann freundlich, und man bedankt sich gegenseitig. Und weiter gehts. Einfach langsam.
Kurz vor Schluss dann noch ein paar Serpentinen, da wirds wieder besser. Und das Wissen, dass ich bald oben bin, hilft mit.
Kein Hospiz-Beizli. Drum bald runter ins Tal preschen. Ist auf der Seite ein bisschen weniger steil. Es wird wärmer. Und viel zu bald ist man nach den vorhergehenden Strapazen wieder unten.
Heute nächtige ich jetzt doch noch endlich im Zelt. Das Applecross Inn macht auf Triebguet-Sommer.
Und ich finde, das war eine gute Entscheidung.
Bealach na Ba ist machbar, auch mit recht gut beladenem Tourenvelo.
Und dann ist es endlich mal wieder Sommer.
Kommentare 3
das hast du gut gemacht :-)
Hab jedenfalls schon Dümmeres gemacht.