Tag 79, 17. November

Auf unsere Frage, warum, weshalb und darüberhinaus aus welchem Grund: Les marchés preparent le couscous le vendredi seulement. Und das soll reichen als Entschuldigung? In der Migros wissen wir sogar, wo das Couscous-Päckchen steht! Und das tut es auch samstags und montags bis donnerstags. Zur Zubereitung braucht's volumenmässig gleich viel Couscous wie Wasser, ein bisschen Öl oder Butter und eine Prise Salz. Und etwa fünf Minuten. Wir erklären ihnen das morgen mal, wenn wir immer noch kein Glück haben.

Und von wegen nicht übers Ohr hauen lassen. Didi hat's trotzdem geschafft. Wurde angequatscht von einem Berber, ob er ein paar Sachen zeigen solle in der Medina. Nein danke, sagte Didi und schritt weiter. Der Berber folgte ihm einfach. Redete weiter. Ob der Markt dann interessant wäre. Der sei grad da rechts oben. Ja, danke. Dann geh ich also mal dorthin. Merci beaucoup et bonne journée. Er wies ganz nett den Weg. Liess den Vortritt. Äh, und da sei übrigens noch der jüdische Friedhof und die ehemalige spanische Schule. Und man müsse jetzt an den Markt, weil der sei heute spannender, weil da Leute seien, die morgen nicht mehr da sind. Merci, et bonne journée. Ja, und er habe imfall auch Freunde in der Schweiz – Chuchichäschtli! – und er besitze auch ein Velo, aber fahre nicht so oft. Didis einzige Frage: Wie komm ich da wieder raus? Es kam, wie es kommen musste. The Point of no return war schon längstens überschritten. Vielleicht lässt sich der Kopf noch grad aus der Schlinge ziehen – eher unwahrscheinlich, but Hope Never Dies.

Ich muss jetzt zurück zum Hotel, mit wichtigem Blick auf die Uhr. Neinnein, ich finde das schon allein. Er habe aber mir jetzt ganz wichtige Sachen gezeigt, die ich auch meinen Freunden in der Schweiz zeigen könne, oder es ihnen zumindest erzählen. Und er habe Kinder zu Hause. Und etwa fünfzig Euro seien schon in Ordnung. Zehn schienen ihm definitiv zu wenig zu sein, und weil er ja sicher ganz gute und starke Freunde hat in der Stadt, einigte man sich bei zwanzig. Der finanzielle Schäden hält sich also in Grenzen. Der Schaden, den das Vertrauen genommen hat, ist grösser: Der Plan, einfach jemanden im Café anzuhauen, wie teuer so in etwa ein Coiffeur ist – es war dringend nötig –, wird ad acta gelegt. Die Folgen könnten ins Geld gehen.

Allein ist es schwieriger, unbelästigt durch die Gassen zu kommen, als zu zweit, so viel steht fest. Trotzdem: Es ist spannend hier. Und das "Cafė Central" haben wir schon in den festen Tagesablauf genommen. Fünf Minuten zu Fuss von unserem Hotel. Super Salate, guter Kaffee, feiner Orangensaft und wunderbarer Minzentee.

Und vielleicht schaffen wir es morgen jemanden davon zu überzeugen, den Freitag vorzuverschieben, dass wir doch noch zu einem Couscous kommen. Denn am Freitag sind wir dummerweise auf der Fähre. Und es ist doch eher zu bezweifeln, dass die unterwegs frisches Zeug vom Markt in Tanger holen.