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(536 Worte)
Tag 35, 4. Oktober
The Mysterious Web, a movie yet to be written, score to be announced
83,1 km, T: 4:13, 19,7 im Schnitt. Vmax: 58,3
Nach dem Kilometerfressen der letzten beiden Tage, freuten wir uns geradezu, wieder mal etwas in die Höger zu gehen, wieder ein bisschen Kurven zu umrunden, Aussichten zu geniessen, bergauf zu strampeln und es bergab genüsslich Rollen zu lassen. Die Landschaft wurde wieder interessanter, und extra für uns schusterten die Kulissenschreiner ein paar schöne Felsen und Reliefs.


Schon vor unserem ersten richtigen Halt in Castrocontrigo de La Valderia fiel uns etwas auf: immer diese Fäden in der Luft. Spinnweben? Und in Castrocontrigo bemerkten wir dann, dass wir auf der Fahrt selbst schon ein paar davon eingefangen hatten, unsere Velos Fäden hinter sich nachzogen, und dass wir selbst, kaum sassen wir bei Kafi und Cookies, auch schon eingewoben wurden. Und ja, es handelte sich wohl um Spinnweben . . . Aber so richtig wussten wir es nicht. Und es kamen uns Monsterszenarien in den Sinn. Halbe Fimskripts, untermalt von grollenden Bässen und Violinen in obersten Lagen – auf jeden Fall gruselig. Zwei Radtouristen, nichtsahnend Opfer von den zwei Monsterspinnen geworden, die scheints in Österreich irgendwo frei rumlaufen und ihr Unwesen treiben. Unterdessen auch schon in Spanien!Zwar ging es grad am Anfang noch weiter durch die Ebene, doch am Horizont war schon sichtbar, dass es nicht so bleiben würde. Zuerst schön sanft ein bisschen rauf und runter, doch dann auch schon bald ein bisschen mehr als nur ein bisschen.
Die Etappe führte weiter: Einige Hügel, beim Bergauffahren kamen wir mal wieder ins Schwitzen, und die Abfahrten waren dank des geringen Gefälles ebenso rasant wie auch bremsenschonend. Wir konnten's einfach rollen lassen, der Gegenwind tat sein Übriges dazu, dass wir nicht zu schnell wurden. Wenns nach den Kurven, die uns im Idealfall wieder in den Wind drehten, wieder bergauf ging, schmolzen die Steigungen zu einem Klacks dahin. Leider war das halt nicht immer so. Und so möchten wir, nicht ganz ohne Stolz und ein bisschen nach Lob heischend, darauf hinweisen, dass auch heute wieder 840 Höhenmeter dazukamen.
Und die Fäden sollten uns weiter verfolgen. Wir wurden regelrecht eingesponnen. Die Fäden hingen an Bäumen, von Strassenschildern oder einfach in der Luft und warteten nur drauf, dass wir sie beim Vorbeifahren einsammeln würden.
Schon vollkommen eingesponnen legten wir etwa fünfzehn Kilometer vor Pueblo de Sanabria noch einen Halt in einem Kleinstdorf mit einer Bar an der Strasse ein. Und wurden in ein Gespräch mit einem Lastwagenfahrer und seinem Sohn verwickelt. Zwar verstanden wir nur die Hälfte und rangen mit Hand und Fuss um unser Verstandenwerden. Immerhin, beide fahren auch Velo, das kapierten wir. Aber wirklich schade, dass wir beide nur gegen null tendierende Spanischkenntnisse haben. Und doch: Wir sprachen ein bisschen über unsere Tour, Politik und Wirtschaft – immerhin! Und erfuhren, dass im Dorf dreissig Leute wohnen, und dass in den Sechzigerjahren mehr als zwanzig Bewohner in die Schweiz zogen
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