Schriftgröße: +
3 Minuten Lesezeit (558 Worte)

Tag 18, 19. Juli. C'est easy-going à Bordeaux

Tag 18, 19. Juli. C'est easy-going à Bordeaux

​ Eine Liebeserklärung an eine Stadt

​Route: innerstädtisch ​Wetter: bewölkt, tüppig ​Wind: wenig
​Tageskilometer: etwa 15
​Zeit: gemütlich
​​Geschwindigkeit: ebenfalls

 Die Temperaturen sind heute wieder auf normales Niveau zurückgekehrt, zum Glück. Weil so kann ich heute die Stadt erkunden. Zuerst schlendere ich der Garonne entlang.

Den Namen hatten wir doch schon mal: Nachdem ich vom Port de Bonaigua, meinem bisher letzten Pass runtergeprescht bin, landete ich im Tal der La Garona, die – oh, Wunder! – nach der spanischen Grenze unterhalb Bóssost La Garonne heisst. Und da ist sie noch ein gemütliches Flüsschen, so etwa wie die Reuss in der Region von Erstfeld. Und bis Bordeaux wird aus diesem Flüsschen in engem Tal ein grosser Strom, der sich kurz nach Bordeaux noch mehr ausweitet und sich dann im Atlantik verliert. 

Beim Zmittag spreche ich lange mit einem Einheimischen. (So langsam tauchen ein paar Überbleibsel meiner acht Jahre Französisch aus Untergrund auf, ich staune.) Er arbeitet da für die SNCF, ist zuständig für die Autoflotte. Und er erklärt mir, dass sich Bordeaux unter dem aktuellen Maire in den letzten zwanzig Jahren enorm verändert habe. Die grosse Flusspromenade sei entstanden, wo Jogger, Velofahrer, Touristen, Freizeitler und Ausspanner die Sonne geniessen können. Er habe es geschafft, Bordeaux zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität zu wandeln. Die Kriminalität sei tief, es gebe Jobs, keine Ghettos wie in Paris oder in anderen französischen Grossstädten – und eben: viel Platz für die Seele. In der sehr lebendigen Stadt herrscht eine entspannte Ruhe und Gemütlichekeit. man nimmt Rücksicht aufeinander, lacht einander zu. 

Heute Abend findet auf einem Platz in der Altstadt wieder ein Konzert derselben Reihe – des Relache-Festival – statt, von der ich gestern schon zwei Konzerte reingezogen habe. Um den Platz herum hat es Cafés, Bars und kleine Restaurants, die sympathisches Publikum anziehen. Les Chartrons, wo ich mein Zmittag hatte, ist auch ein kleines Städtchen in der Stadt, mit hübschen Plätzen, einem alten Marktgebäude, das jetzt als Terrasse für die den Platz umgebenden Restaurants dient und kleine Lebensmittelläden beherbergt. Auch hier: durchmischt, Business, Touristen, Alternative und Wohl- und weniger Habende. Mit dem Franzosen spreche ich beim Zmittag auch über die Schweizer Banken, über den Brexit, die Wahlen in Österreich, das er zuerst mit der Schweiz verwechselt hat. 

Mittlerweile habe ich zum zweiten Mal heute sehr fein gegessen: Die Mittagsbeiz wird von einem Koch bekocht, der auch Sterne auf seiner Schürze tragen darf, zum Znacht gab es das obligate Couscous mit den noch obligateren Merguez. Auch sehr fein. Und vor allem zu viel. Aber das tut auch wieder mal gut, sich so ein bisschen zu überessen, viel allem, wenn es dann noch so fein ist. 

Dann suche ich den Weg zurück auf den Platz, wo das Konzert leider schon in der zweiten Halbzeit angelangt ist. Shakura S'Aida singt den Blues von ganz tief unten bis ganz hoch rauf. (Sie spiele am 4. August im Maggiatal, antwortet sie auf meine Frage, wo und wann das Konzert in der Schweiz denn sei.) Leider spielen heute nicht alle Musiker ihres Begleittrios, wohl weil es kurz regnete (!), als der Soundcheck im Gang war.

Alles in allem: Wieder mal so eine Stadt, in der ich nicht das letzte Mal gewesen sein möchte. 

Ja, morgen geht es weiter. Das Wetter sieht so aus, als ob es ganz günstig sein könnte, wieder ein Stück zu fahren. Und das werde ich tun. Wohin? Das liest ihr hoffentlich morgen.

2
Tag 20, 21. Juli. Le tour de la Garonne – la suite
Tag 18, 19. Juli. The Straight Story
 

Kommentare 2

Gäste - Harald am Freitag, 22. Juli 2016 13:37

Hallo, Didius,
Das ist interessant, es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass ich in Bordeaux war und ich habe es damals schon extrem gemütlich gefunden. Muss also auch mal wieder hin.
Auch das Zelten unter den Pinien an den Dünen ist mir in Erinnerung, auf verschiedenen Plätzen, es war damals tatsächlich alles noch ein wenig einfacher und schlichter, aber sehr schön.
Lieben Gruss, Haraldius

Hallo, Didius, Das ist interessant, es ist mehr als zwanzig Jahre her, dass ich in Bordeaux war und ich habe es damals schon extrem gemütlich gefunden. Muss also auch mal wieder hin. Auch das Zelten unter den Pinien an den Dünen ist mir in Erinnerung, auf verschiedenen Plätzen, es war damals tatsächlich alles noch ein wenig einfacher und schlichter, aber sehr schön. Lieben Gruss, Haraldius
Gäste - Nik am Dienstag, 26. Juli 2016 22:01

Das Foti vo de Chile gfallt mer. Ganz tütlech esch z'erkenne, wo mer häre söll zum d'Erlüchtig z'erlange

Das Foti vo de Chile gfallt mer. Ganz tütlech esch z'erkenne, wo mer häre söll zum d'Erlüchtig z'erlange :)
Freitag, 10. Mai 2024

Sicherheitscode (Captcha)