Ein bisschen enttäuscht, aber super Strecke zu einem Happy End mit Haken
Estremera–Huete
58 km und 880 hm
Weniger weit gekommen als geplant – und irgendwie hat sich das als Glücksfall mit einem Haken erwiesen.
Der Regen hat sich verzogen, und da es erst ab neun Uhr etwas Zmorge gibt, startete ich noch einen kleinen Rundgang durch das Dorf. Es läuft nicht viel da. Ein Weinfest ist angekündigt, da und dort sieht man einen Laden – Bäckerei, Metzgerei –, aber die haben noch zu. Zwei, drei kleine Bars resp. Cafés, aber auch noch nicht wach. Falls die Katze von Pedro vor einer Woche mit ausgefahrenen Krallen dem Hund von Juanita ins Gesicht gelangt hat, ist es wohl heute Abend immer noch ein Thema am Stammtresen. Falls nicht grad Fussball läuft im Fernsehen in der Ecke über dem Geldspielautomaten.
Bin wieder ein bisschen zu spät dran – aber heute kann ich nicht allzu viel dafür. Der Kaffee, den ich mir genehmige, als ich dann endlich abfahrtbereit bin, ist aber tatsächlich meine Schuld.
Dass ich dann vom Handy kreuz und quer durchs Dorf geschickt werde, weil es irgendwie Orientierungsschwierigkeiten hatte in den engen Gassen, finde ich zwar nervig, aber lässt sich lösen mit meinem enorm guten Orientierungssinn, der mich auf die Hauptstrasse Richtung Osten führte, der ich dann auch etwa hundert Meter folge, bevor ich merke, dass das nun wieder so ein Test war. Denn ich muss rechts von der Strasse weg auf einen Feldweg –mit recht grobem Geschütz eigentlich. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass ich wieder auf einem alten Bahntrassée bin – was dann vielleicht auch eine Erklärung ist für die groben Steine. Die paar stockdunklen Tunnels sind Indiz genug für die ehemalige Bahnstrecke.
Die eingestreuten Passagen auf asphaltierten Strassenstücken sind eine wohltuende Entspannung heute. Die Strecke, die mir Komoot zusammengewürfelt hat, scheint mir eher auf Mountainbikes zugeschnitten als ein beladenes off-road-taugliches Tourenvelo.
Die Landschaft macht aber vieles wieder wett. Und das Wetter auch: Sonne mit wenig Wolken, ein kühlender Wind,
Die steilen Passagen auf grobem Untergrund, die dazwischen gestreut sind, machen mir aber zu schaffen. Und ich begehe den Kapitalfehler: Ich trinke zu wenig, und ich esse viel zu spät. Irgendwie, ich meine, aber hallo: Wie oft habe ich das schon gehört, wie oft hab ich es schon andern gesagt: immer genug trinken und essen, bevor der Hunger kommt.
Also beginne ich umzuplanen, weil ich es erstens nicht bis dorthin schaffen will, oder kann, wo ich hinwollte und ich zweitens auf der geplanten Route wenig Ortschaften sehe, die eine Unterkunft bieten könnten: Ich muss ja am Freitag arbeiten. So biege auf etwa halber Strecke nach Südosten ab, nach Vellisca, das auf einer Nebenstrasse über einen kleinen Pass erreichbar ist. In Vellisca erst mal eine Pause, hat alles geschlossen um diese Zeit, also einfach mal Wasser nachfüllen – und Hotel in Huete reservieren. Die zwölf Kilometer schaffe ich dann auch noch.
Letztes Zimmer. Und auch sonst ein Glücksfall: ein ehemaliger Palazzo, in dem in lange vergangenen Zeiten auch ein König genächtigt haben soll. Und ein cooles Hotel ist in Spanien durchaus bezahlbar, und ich bleibe hier ja zwei Nächte, da ich morgen Nachmittag mit einem Auswärtsarbeitsspiel verplant bin.
Huete ist eigentlich ein nettes Städtchen, aber so ein richtiges Restaurant habe ich bisher nicht gefunden. In einer Bar genehmigte ich mir ein paar Portionen verschiedener Tapas. Aber . . . Spanien und ich haben uns schon damals mit Dagi kulinarisch nicht ganz verstanden.
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