Steinmärchengarten
Cuento–Tragecete, 60 Kilometer mit 1140 Höhenmetern, 18,4 khm/h
Überraschend: Im Hostal Las Floras in Cuenta gibt es ein Frühstück. Und dabei war ich doch schon parat zur Abfahrt ins Zentrum, um irgendwo etwas zu kriegen, was mich über die heute anstehenden Berge bringt.
Das sind sowieso sympathische Einrichtungen, diese Hostals. Sie sind irgendwo in der Schnittmenge von Jugendherberge, Bed&Breakfast und Hotel positioniert. Jugendherberge, weil meist einfach und auf das Nötigste beschränkt. Bed&Breakfast, weil oft privat geführt. Hotel, weil es meist doch ganz ordentlich viele Zimmer hat, die allerdings recht günstig zu haben sind. Je nach Gegend liegen die Preise so zwischen 35 und 70 Euro.
Kaltstart.
Dass es heute mehrheitlich obsi gehen wird, das wusste ich. Aber dass es grad so deftig anfängt, fand ich dann doch ziemlich dick. Gradwegs durch die Altstadt hoch, etwa so wie ein hochprozentiges belgisches Bier, und das auf recht grobem Kopfsteinpflaster. Hätte ich mir aso gemütlicher vorgestellt. Zumal ich weder Kopfsteinpflaster noch diese belgischen Biere gar so gern habe.
Wieder an der Kathedrale vorbei, also ganz hoch hinaus – meinte ich. Denn die Stadt reicht noch viel weiter den Hang hinauf, und wenn sie dann endlich fertig ist, gehts einfach weiter bergauf. Irgendwann wirds dann erträglicher – weil es a) tatsächlich ein bisschen weniger steil wird, ich b) den Rhythmus ein bisschen gefunden habe und es c) wahnsinnig spektakulär wird um mich herum.
Landschaften wie eine Mischung aus „Enterprise“ und „Herr der Ringe“, Steintürme, die in den Himmel ragen, Felsaufschlüsse, bei denen die Gesteinsschichten in verschiedenen Rot- und Grautönen strahlen, und eine Strasse, die sich durch das in unterdessen welligem Ein-bisschen-mehr-auf-als-ab schlängelt. Wenn ich nicht auf dem Velo sitzen würde, würde ich gern sagen: atemberaubend.
Ein paar Rennvelöler kommen mir hie und da entgegen. Die machen die Strecke vernünftigerweise in der anderen Richtung – aber auch so ist sie nicht zu unterschätzen, denn es geht zuweilen auch schön bergab für mich. Oder sie haben vor dem Zmorgen gleich die Runde gemacht, und sind nun auf dem Weg zu ihrem Tostada und Cafe Solo.
Ich muss immer mal wieder anhalten, um ein Föteli zu machen.
Nach fünfzehn Kilometern bin ich so eine Art auf der Passhöhe – und ja: es hat sogar ein Hospiz-Hostal mit geöffnetem Restaurant, an dem ich unmöglich vorbeifahren kann, nach den Hungerasterlebnissen drei Tage zuvor.
Und nach dem Hospiz müsste es ja eigentlich eher runtergehen, das wär so die Regel. Tut es auch, nur nicht allzu lange. Dann beginnt es wieder zu steigen – jedenfalls in der Tendenz. Meistens nicht allzu steil, aber halt doch und irgendwie immerhin und schon noch so.
Die Gegend ist sehr einsam hier, die wenigen Dörfer sind sehr klein – ein paar Häuser jeweils. Entsprechend ist der Verkehr gering. Auf den vierzig Kilometern bis Beamud überholen mich wohl gut zehn Autos.
Von Beamud nach Tragacete zeiht es sich dann noch, aber ich komme trotz aufkommenden Gegenwinds ganz ordeli vorwärts, weil die Steigungen, die auf eine fulminante Abfahrt folgen, sehr dezent gehalten sind. Muss zugeben, ich bin nicht unglücklich, als ich in Tragecete ankomme.
Kommentare