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9. Tag, 10. Juli. Ruhig rumkugeln

9. Tag, 10. Juli. Ruhig rumkugeln

​Gemütlich

​Route: Sort–Esterri  d'Anneu ​Wetter: schön und heiss ​Wind: mässiger Rückenwind
​Tageskilometer: 32,6 (592)
​Zeit: 32:38
​​Geschwindigkeit: 21,7

​Die ruhige Kugel, die ich gestern in Aussicht gestellt habe, habe ich geschoben, und sie hat mir gut getan. Gemütlich aufstehen, meine Sachen wieder verstauen, und dann mal an die Hauptstrasse, um die Szene abzuchecken. Ich zmörgele und harre der Tour de France, die da vorüberpreschen wird. 

Irgendwann habe ich genug vom Harren, und mache ein paar Schritte durch das Städtchen, wo es noch einen Schinken-Käse-Toast gibt für mich. Und dann gehe ich um die drei Häuserecken zurück an die Hauptstrasse, wo die ersten Vehikel der Karavane schon vorbeiziehen, meist mit recht guter akustischer Begleitung. 

Aber bis die Velöler kommen, dauerts noch mehr als anderthalb Stunden. Und irgendwann sind sie dann da und schon wieder weg. Und dann wiederholt sich das ganze – wohl mit anderen Velölern, die nicht ganz so schnell sind die wie die vorher, oder nicht so schnell sein dürfen, weil das alles ja so schampar kompliziert ist und weil so viel Stutz im Spiel ist. Was mir auffällt: Die sind ja eine ganze Weile unterwegs. Und keiner hat irgendwelches Gepäck dabei. Da stellen sich Fragen: Was machen die am Abend, wie und wo schlafen sie – und was mache ich falsch mit meinen etwa 20 kg? Und dann die Velos . . . Ganz klar magersüchtig! Einmal fest anschauen, und dann geht irgendwas kaputt. Darum haben diese Velotüürler auch so viele Ersatzrädli und Ersatzvelöli dabei. Ob da wohl auch irgendwo das Duschzeug und das Pischi versteckt ist in diesen Kombis? Und dann kommt noch die Reisescarkaravane hinterher. Die Busse scheinen aber leer zu sein. Da sind wohl diese Epofässer drin gelagert, von denen die schnelleren Velöler am Abend trinken. Ich weiss halt nicht, gell. Ich verstehe das alles nicht so ganz. 

Morgen am Port de Bonaigua an der steilsten Stelle, vielleicht auch an der zweitsteilsten, wird es mir vielleicht ein bisschen klarer.

Ja, die ruhige Kugel heute war eine gemütliche Reisebegleitung. Zusammen kugeln wir gut 30 km talaufwärts, bei angenehmem Rückeugelnwind und Temperaturen nur knapp über dem Grenzwert. Zuerst spüren wir auf der Strasse noch die Nachwehen der Tour – der Verkehr ist beträchtlich. Doch nach dem Eisteestopp in Llavorsi legt sich auch das. 

Wir kugeln nach Esterri d'Aneu, wo sich die Regenwolken grad bereit machen und sich aufplustern und mal einen Testlauf durchgeben. Was mich dann doch wieder in ein Hostal kugeln lässt . . . Wird langsam peinlich, ich weiss. Für was schleppe ich da ein Zelt mit? 

Morgen will ich früh auf Achse sein, damit ich den Pass nicht in der brütenden Hitze erledigen muss. Vielleicht ist es der letzte. Ich spiele mit dem Gedanken, zurück nach Frankreich zu gehen und runter ins Flachland zu rollen. Aber beschlossen ist noch gar nichts. Ich werde mich zu einem Entscheid durchkugeln müssen.

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Tag 10, 11. Juli. Rundlauf
Tag 8, 9. Juli. Passepartout
 

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Sonntag, 12. Mai 2024

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