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Tag 5, 7. Februar

Sonnenwind

St-Raphael—Le Lavandou

Sonnig, Gegenwind, ordeli warm tagsüber, jetzt ordeli kalt

68 km, 19,9 km/h im Schnitt

Mir kann man es eben nicht so richtig recht machen. Gestern war der Wind auf der Habenseite, dafür die Sonne auf der Sollte-Kolonne zu finden. Heute ist zwar die Sonne da, der Wind eben auch, aber eben falsch. Eben. Also alles einen Gang tiefer angehen, die kleinsten Steigungen werden auf einmal fühlbar, nachdem ich mich schon daran gewöhnt habe, sie mit ein bisschen Goodwill und mehr Druck auf die Pedalen eben zu machen — Oder eben: auszubügeln.

Die Strecke ist weniger spektakulär als gestern, so verwöhnt bin ich eben auch schon. Dafür glitzert das Meer wieder, und ist so richtig blau, wie man es beim Namen dieser Küste ja eigentlich auch erwarten darf.

Der Ausweg aus St-Raphael resp. Fréjus dauert ein wenig, da ich den Radweg keinesfalls verpassen will. Was schliesslich auch kaum möglich gewesen wäre, führt er doch entlang der Hauptstrasse. Den Lärm der Strasse hat man so trotzdem, jedoch müssen sich die Autos nicht an einem vorbeizwängen. Der Nachteil dieser Radwege ist dann einfach der, dass man oft keinen Vortritt hat, wenn sie eine Seitenstrasse queren. So geht viel Schwung, den man gern in die Steigung mitgenommen hätte, in Bremswärme auf.

In Sainte-Maxime kaufe ich mir zum Brot von gestern nochmals eine Portion Schinken, stelle mich in den Windschatten eines Segleroutfit-Shops und wärme mich so an der Sonne, denn der Wind ist kühl, und der Chill-Faktor hoch, wenn man ein bisschen verschwitzte Kleider hat.

Dann geht’s wieder mal auf einem alten Eisenbahntrassee weiter. Glaub ich jedenfalls — für eine Eisenbahn sind die Steigungen allerdings happig und die Kurven eng. Aber sonst sieht’s bös danach aus.

Die Abzweigung nach Croix-Velmer lass ich links liegen. Die Velowege sind halt nicht sooooo toll beschildert, die Pfeile auf dem Boden wohl mal mit Aquarellfarben aufgetragen und die Schilder möglichst unauffällig, dafür kokett hinter Bäumen oder Hausecken versteckt.

So eine richtig grosse Kreuzung, mit zwei Kreiseln, vielen Spuren, noch mehr Autos und Lastwagen, wartet auf mich, aber ich schaffe es. Und bin auf einmal wieder allein. Fast jedenfalls. 

Trotzdem biege ich wieder auf den Radweg, der auf einmal wieder aus dem Nichts auftaucht. Und hier geht’s auf einmal bergauf, nicht weiter als knapp 200 Höhenmeter, aber gewohnt bin ich mir das nicht von dieser Tour.

Nach einem kurzen Kafihalt in La Croix-Valmer weiter auf dem Radweg Richting Küste hinuntersause, das ist der Plan. Nur wird dieser Radweg immer holpriger, Drittklassfeldweg so in etwa, und dann ist vor einem Tunnell fertig lustig, gesperrt, aus die Maus. Eine Stichstrasse führt mich hinauf zur Hauptstrasse, wo ich dann recht gemütlich nach Le Lavandou runtersegeln kann.

Erinnerungen an einen spontanen Hebstferienausflug werden wach. Kurz den Wohnwagen an den Peugeot gehängt, los ging’s. Die Häffte haben wir zu Hause vergessen, der Mutter sitzt die Fahrt durch den Feierabendverkehr in Nizza immer noch tief in den Knochen, und die Restis waren im Oktober auch alle zu. 

Heute habe ich mehr Glück. Bin satt, der Feierabendverkehr fand nicht wirklich statt in diesem Örtchen, das auf den Sommer wartet, und vergessen habe ich nur mein Duschgel heute morgen im Hotel.

Aber da hat’s ja meistens so ein Briefchen, das man ausquetschen kann.


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