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Keinen Bären loslassen

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​Sonntag, 18. Juli

​Route: Tournus–Mâcon–Villefranche–Lyon ​Wetter: sommerrückenwindig ​Wind: rückenwindsommerlich
​Tageskilometer: 121
​Vmax: 53,6
​​Geschwindigkeit: 24,4 km/h

Zum ersten Mal überhaupt war mein Zelt für meinen Geschmack etwas zu nahe am Wasser gebaut. Wohl etwa 70 cm höherer Wasserstand, und ich wäre davongeschwommen. Und zum ersten Mal auf dieser Tour war am Morgen alles trocken, was die Zusammenpackerei massiv verkürzte. Kurz nach neun, mit Baguette, Croissant und Pain au Chocolat im Bauch ging’s los – wieder raufdrücken an die Hauptstrasse, die Nase in den Wind und dann einfach ihr nach.

Gut eine Stunde später war ich mit recht angenehmem Dahinrollen in Mâcon angelangt. Es war fast wie fliegen, aber Durst hatte ich trotzdem. Und ein Kaffee musste natürlich auch sein. Die Auswahl am Sonntagmorgen hält sich in Frankreich in Grenzen, aber neben einer Kirche wurde ich fündig. An der Kirchenmauer angelehnt standen zwei bepackte Tourenräder, neben diesen sandten deren Besitzer Stossgebete zum Himmel. Ich nehme mal, sie fuhren in die andere Richtung, hatten also Gegenwind.

Unterwegs komme ich noch in Belleville vorbei. Das habe ich aber vom Film Les Triplettes de Belleville ganz anders in Erinnerung.

Nächster Halt Villefranche. Eine Stadt sicher doppelt so gross wie Baden und etwa gleich viel Leute auf der Strasse wie in Boswil an einem verregneten Sonntag, wenn Karfreitag, Neujahr und Weihnachten zusammenfallen. Auf dem Platz im Zentrum, auf dem ich mein Picknick verspeise, spielte der Wind selbstvergessen mit einer leeren Eisteebüchse. Lustig rollte sie hin und her. Das hohle, blecherne Geräusch unterbrach die Stille, so fast ein bisschen wie die Mundharmonika bei Ennio Morricone.

Es wurde langsam heisser, und als sich vor mir die Strasse zu einer veritablen Steigung aufbäumte, war für mich Schluss mit lustigem Hauptstrassefahren. Links weg, Auch bergauf, aber ohne motorisierten Begleittross. Zwar Route barrée, aber nur wegen einer popligen Baustelle. Um ein paar Kurven und kleine Dörfer ging’s dann runter an die Rhone, der ich nun geradewegs bis rein nach Lyon folgen konnte. Schon länger war beschlossene Sache, dass ich hier zwei Nächte bleiben würde. Und da in so grossen Städten Campingplätze die Tendenz haben, nicht überaus zentral zu liegen, halt mal wieder in einem Hotel. Wenn die Zimmer grösser wären, dann würde ich dem lieben Zeltverkäufer zuliebe das Zelt da drin aufstellen.

Mit ein bisschen Mühe kriegte ich noch ein passables Znacht in einem Lokal mit hohen Preisen und überforderter Bedienung. Auch in Lyon ist an einem Sonntag nicht sonderlich der Bär los. Wohl etwa wie in Olten,

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Lyon und weiter
Vents de dos
 

Kommentare 2

Gäste - Harald am Montag, 19. Juli 2021 16:02

Scheffin und ich hätten schon gerne gehabt, dass Du uns das Pain au Chocolat materialisiert hättest, während dem Arbeiten - Du kommst aber gut vorwärts - schön!

Scheffin und ich hätten schon gerne gehabt, dass Du uns das Pain au Chocolat materialisiert hättest, während dem Arbeiten - Du kommst aber gut vorwärts - schön!
Didi am Montag, 19. Juli 2021 16:47

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pain_au_chocolat#/media/Datei%3APain_au_chocolat_Luc_Viatour.jpg

Das ist das Materialisierteste, was ich hinbringe hier.

[img]https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pain_au_chocolat#/media/Datei%3APain_au_chocolat_Luc_Viatour.jpg[/img] Das ist das Materialisierteste, was ich hinbringe hier.
Samstag, 18. Mai 2024

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