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Tag 8, 9. Juli. Passepartout

Tag 8, 9. Juli. Passepartout

​Passfahren – ohne geht's heut nicht

​Route: Gòsol–Col de Josa–Col de la Trava–El Cantó–Sort

​Wetter: schön und heiss ​Wind: njet
​Tageskilometer: 107,8
​Zeit: 31:08
​​Geschwindigkeit: 16,1

Heute war es der Hammer. Das Gewitter kennt die Regeln und befolgt sie. Strahlend schön. 

Nach dem Frühstück im Hostal bepacke ich mein Velo und steuere aus Gòsol raus. Nochmals über den lauschigen Dorfplatz und dann einfach geradeaus. So einfach war es noch selten, den Ausgang zu finden. Das schaffe sogar ich. Es hat einfach eine Strasse, die reinführt, und eine, die rausführt. Und die Richtung . . . sicher nicht dahin, wo ich hergekommen bin. 

Und gleich ausgangs Dorf beginnt der Col de Josa. Schon nach kurzer Zeit kann man einen Blick zurück werfen, sieht die Serpentinen und dahinter das Dorf, in dem Picasso eine Weile lang gelebt und seine blaue Phase begonnen hat. Gleich anschliessend folgt der Col de la Trava. Und zwar gleich zwei- oder dreimal. Siehe gestern. 

  1. Und dann lasse ich mich berauschen von der Abfahrt nach Seu d'Urgell, wo ich meinen Lunch verspeise. Und ein kleines Malheur nimmt seinen Lauf: Kurve doch noch ein wenig umher, um ein hübsches Plätzchen für einen Kafi zu finden. Vergebens. Entweder zu viele Leute oder dann grad gar keine. Und so beschliesse ich, weiterzufahren und den Krönungspass der heutigen Etappe in Angriff zu nehmen, den El Cantó. Mit . . . halbleeren Wasserflaschen. Supersache! Schon auf den ersten paar Metern wird es mir klar, dass das ein Riesenseich ist. Steil, heiss, noch ein bisschen steiler, noch ein bisschen mehr Sonne – alles im Überfluss. Nur eben, ausser dem Wasser: noch etwa einen Liter Wasser für gut 1000 Höhenmeter. Bei jedem der seltenen Schattenplätzchen halte ich an, versuche ein bisschen auszukühlen und genehmige mir einen kleinen Schluck. Und die wenigen Dörfer sind ausgestorben, die Bächlein ausgetrocknet und die Beizen dicht. Irgendwann mal ist auch die zweite Flasche leer, ich sehe mich vor dem inneren Auge schon röcheln . . . 

Ein Brunnen rettet mich – zwar mit nettem Schild, dass das Wasser nicht hygienisch behandelt sei. Ich ziehe die Magenverstimmung dem Hitzschlag vor und fülle beide Flaschen. Das war um etwa drei Uhr. Es geht mir immer noch gut. Und die Pizza ist sicher schon bald verdaut. Und überhaupt: Hab ich mich doch auf der Fähre von Tanger nach Genua schon immungetrunken, dann wird doch das hier kein Problem sein. 

Die gut 100 Kilometer und die vielen Höhenmeter spüre ich. (Das iPad will mir weismachen, es seien 3000 Meter Steigung. Das stimmt aber sicher nicht. Sobald es mich auf einer Gebirgsstrecke neben der Strasse ortet, kommen da ziemlich viele Zusatzmeter zusammen, die ich gottseidank nicht ausgefahren habe.) 

Morgen schiebe ich eine ruhige Kugel. Vielleicht bleibe ich in Sort, vielleicht fahre ich ein paar Kilometer. Vor zwei Uhr komme ich sowieso nicht los hier. Der Grund dafür zeichnete sich auf der Passhöhe des El Cantó ab: Der ganze Parkplatz voll Wohnmobile und irgendwelchen Fähnchen – die Tour de France fährt von Vielha herkommend durch Sort über den El Cantó Richtung Andorra. Um etwa zwölf Uhr beginnt das Spektakel hier in Sort und dauert etwa zwei Stunden. Wer weiss, vielleicht seht ihr mich am TV, wie ich am Strassenrand stehe. Es war anstrengend heute, aber so richtig schön. Von meinem iPad gesendet

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9. Tag, 10. Juli. Ruhig rumkugeln
Tag 7, 8. Juli. Von Pässen und Regeln
 

Kommentare 4

Gäste - Fabian am Montag, 11. Juli 2016 17:12

Hmmm, würd mich jetzt aber schon interessieren, wie lange du gebraucht hast. 31 Minuten scheinen mir ein bisschen wenig, 9H 44m wird wohl mit Pausen sein. Wenn die 16.1 Durchschnitt stimmen wärens 6h 42m
Ja was den nun?? ;-)

Jedenfalls weiter so Didi! und sicher nicht umkehren! ..und die von der Tour waren noch in Andorra, sah mega schön aus dort ;-)

Hmmm, würd mich jetzt aber schon interessieren, wie lange du gebraucht hast. 31 Minuten scheinen mir ein bisschen wenig, 9H 44m wird wohl mit Pausen sein. Wenn die 16.1 Durchschnitt stimmen wärens 6h 42m Ja was den nun?? ;-) Jedenfalls weiter so Didi! und sicher nicht umkehren! ..und die von der Tour waren noch in Andorra, sah mega schön aus dort ;-)
Gäste - Nik am Dienstag, 12. Juli 2016 12:12

Salü Fabian

Ich vermute mal die 31 sind Stunden und :08 Minuten als gesamte Fahrzeit von Montpellier aus. Wenn man die 24:26 vom 9. Juli abzieht ergibt das für den Passpartout 6h 42min.
---> der Durchschnitt von 16.1 Stimmt und du hast richtig gerechnet.

Salü Fabian Ich vermute mal die 31 sind Stunden und :08 Minuten als gesamte Fahrzeit von Montpellier aus. Wenn man die 24:26 vom 9. Juli abzieht ergibt das für den Passpartout 6h 42min. ---> der Durchschnitt von 16.1 Stimmt und du hast richtig gerechnet.
Didi am Dienstag, 12. Juli 2016 19:42

Es ehrt mich natürlich, so genau gelesen zu werden. Aber mal Klartext, händ er gopf nüüt anders z tue als Nocherächne?

Es ehrt mich natürlich, so genau gelesen zu werden. Aber mal Klartext, händ er gopf nüüt anders z tue als Nocherächne?;)
Gäste - Nik am Mittwoch, 13. Juli 2016 00:15

mer händ Sommerloch, d'Zitig esch no dünner als süst und Langwilig sowiso. de läse mer halt do.

mer händ Sommerloch, d'Zitig esch no dünner als süst und Langwilig sowiso. de läse mer halt do.
Montag, 13. Mai 2024

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