Portree–Broadford, 45 km, 18 km/h mit nicht vielen Höhenmetern
Gut, habe ich die Pläne geändert – zweimal.
Zuerst wollte ich heute bis Kyle of Lochalsh, grad den Zug nehmen, um mich nach Inverness fahren zu lassen. Die Idee habe ich verworfen, weil die Zeit etwas knapp gewesen wäre. Als Alternative: nochmals kurz an die Westküste von Skye. Kaum auf der Strasse wird auch das verworfen, denn es bläst mir schon nach wenigen hundert Meter wieder ordeli ins Gesicht. Also: main road down south. Schade eigentlich, denn die ist eben schon nicht schampar gemütlich, weil es ordeli viel Verkehr hat.
Und man merkt es recht schnell, wenn die Mietflotten unterwegs sind: Die Mietautolenker überholen häufig viel zu nahe. Unnötig nahe, weil sie keine Ahnung haben, wie breit ihr Nissan, Mercedes, Renault, Ford oder was auch immer ist: erstens nicht das eigene Auto, zweitens das Steuerrad wohl auf der falschen Seite. Und dann noch auf der falschen Seite rumfahren, und wenn es hoch kommt, sind sie zum ersten Mal am Steuer eines Wohnmobils: Die sind ja von Natur aus schon mal ziemlich breit.
Richtung Süden hat es halt wieder mal Gegenwind. Man könnte sagen, man gewöhne sich doch dran. Ist wohl schon ein bisschen so. Wenn man mit grosser Anstrengung auf der Ebene noch 15 km/h hinkriegt, ist dann aber irgendwie das trotz des Drangwöhntsein auch nicht mehr lustig. Nach langen circa 15 Kilometern bin ich in Sligachan – dort wo es uns (Hansj und mich, aber auch NIk, Michi und mich) schon fast weggespült und -gewindet hat. Gut: Das Pub öffnet um 11, ich bin fünf vor dort. Trifft sich prima.
In der WIndstille sitzen, einen Americano trinken, ein fettes Brownie runterdrücken, nochmals einen Americano und dann noch Tagessuppe. Gut und gerne verbringe ich zweieinhalb Stunden dort, bevor ich mich an die Fortsetzung wage. War einfach nötig. Extrem.
Als ich für die Tour recherchiert habe – man glaubt es kaum, gell, aber das tue ich schon ein bisschen –, entdeckte ich, dass es eine Alternativroute gibt, mit der man den kleinen Pass umfahren kann, an dem Hansj und ich 2022 Blut geschwitzt hätten, wenns nichte derart geschifft und gestürmt hätte – was aber auch der Grund war für das Blutschwitzen. Es war mit Abstand die gefährlichste Passage auf unserer damaligen Reise.
Schiffen tut es nicht heute, oder nur wenige Tropfen, denen wohl die Luft zu nervös ist, aber Winden tut es eben glaub noch mehr. Und mit solchem Gegenwind in hohem Verkehrsaufkommen auf einer schnellen, aber recht schmalen Strasse bergauf fahren: Nein, da ist die Lust sehr begrenzt. Noch in der Ebene gibt es einen Abzweiger, die Old Mol Road. Nur ist sie eigentlich seit etwa fünf Jahren wegen eines Erdrutschs offiziell gesperrt. In einschlägigen Internet-Publikationen fand ich allerdings Bilder der Stelle: Das sollte schon gehen. Und einen Kommentar auf Komoot von 2023: passierbar, einfach zu Fuss und mit unbeladenem Velo.
That is the best choice ever: not one car for the next 10 ks, not much wind either, but a beautiful view on the sea. Of course, my tension’s growing and growing, if it is really that easy to pass the part damaged by the landslide. Only after about five miles, there is evidence of why the road is closed
I take the heavy stuff off the bike – no problem at all.
Leider mündet die Strasse bald danach wieder in die Hauptstrasse ein. Und nach einer kurzen Passage mit Rückenwind zieht sie sich nun wieder, die Etappe gegen den Wind Richtung Broadford.
Knapp zehn Uhr losgekommen, um halb fünf angekommen, 45 Kilometer. Nicht grad ergiebig eigentlich, aber da war Luft für mehr als hundert. Und das spüre ich auch. Zelt aufstellen, duschen, essen und bald ins Zelt kriechen.
Im Moment regnet es immer mal wieder, aber . . .
You’re in Scotland, mate!