Von Didi auf Montag, 07. Oktober 2024
Kategorie: Mal da mal dort

Viento y Montañas

​Tragecete–Albarracín

56 Kilometer, 950 Meter bergauf und 1100 Meter bergab,  20,6 km/h

​Habe heute Abend ein bisschen lange auf etwas zum Essen warten müssen. Die Essenszeiten in Spanien sind nicht so ideal für Veloreisen. Vor em achti gits einfach nur nada. Ausser Nüsschen zum Bier. Oder mal ein Schälchen Oliven. Also verziehe ich mich wieder ins Zimmer im Hostal Arabia in Albarracín. Und schaue die Tagesschau. Und dann noch Meteo, auf dass es endlich acht Uhr ist. Und das Satellitenfilmli zeigt es deutlich: Das, was bei euch im Moment den recht starken Föhn ausmacht, das beschert mir die Tage reichlich Rückenwind. Hoffe, ihr habt nicht allzu viel Kopfweh deswegen.

Ich dachte, die Etappe von gestern sie eigentlich nicht mehr zu toppen, die heutige hat für mindestens Gleichstand.gesorgt.

​Das Zmorge geniesse ich am Kaminfeuer im Hostal.

Kurz nach zehn lasse ich Tragacete hinter mir. Und der Ort ist wirklich so klein, dass das nicht mal eine Minute dauert. Die Suburbs bestehen aus einer Brücke und einem undefinierten Landwirtschaftsgebäude. Bis zur Abzweigung Richtung AlbarracÍn–Teruel vergehen knapp fünf ebene Kilometer mit aufkommendem Gegenwind. Macht nix, ich weiss, dass das nicht so bleiben wird. Dafür gehts dann links weg grad ziemlich in die Berge. Wieder eine extrem schöne Strecke, wieder durch mit Bäumen durchsetzte Felsskulpturen – und wieder fast ohne Verkehr. Obwohl: Also gegen gestern war also schon fast Dichtestress: Immer mal wieder kommt jemand entgegen, zwei Lastwagen  und einige Autos überholen mich auf dem etwa halbstündigen Aufstieg. Und – oh Schreck – Wohnmobile noch und nöcher: also mindestens zwei, oder sogar drei. 

​Obwohl mein Velo und ich grad recht steil gehen: alles im grünen Bereich. Ein Grund ist sicher der Wind, der seinen Teil zu entspannter Bergfahrt beiträgt. Die anderen drei: das Gelände, die Landschaft, die Aussicht – in zufälliger Reihenfolge. 

Auf der Passhöhe ein kurzer Rast – ohne Hospizbeizli, dafür einem Mars und viel Wasser. 

​Und danach gehts runter. Und runter. Bis es kurz wieder rauf geht, und dann wieder runter. Und wenn es gradaus geht, dann geht es auch runter. Weil eben: der Wind. Der bläst. So richtig. Die Pneus summen auf der Strasse, der Antriebsriemen surrt. Es geht gut vorwärts.

Beim Stopp in Fria de AlbarracÍn genehmige ich mir ein Poccadillo. Dabei lerne ich noch eine Frau kennen, mit Tattoo von Schläfe über die Wange bis an den Hals: Sie sei zum Teil in Lenzburg aufgewachsen. Sie zieht von dannen – ich sehe sie dann noch mit ihrem Hund über die Felder ziehen. 

Und ich schaue ehrfürchtig auf die Karte: Denn so kann's ja kaum weitergehen. Und tatsächlich: noch ein kleiner Pass. 

Aber der ist wirklich fast schmerzlos. Eine bessere Anhöhe gespickt mit Rückenwind.

Und danach runterpreschen ins Tal, durch Schluchten, Klusen (was zum Teufel ist die Mehrzahl von Klus? Klus, Kluse, Klusen, Klüse, Klüsen), an Felsformationen vorbei, die jeden Kulissendesigner neidisch machen. Pause brauchts eigentlich keine mehr. Fotostopps immer mal wieder.

​Die Ankunft in AlbaracÍn ist auch spekatakulär: Hoch über der Strasse thront das in rotem Stein gebaute Städtchen. Die Strasse führt unten durch – durch einen Tunnel. Und grad danach: Hostal Arabia. Meine heutige Bleibe. 

Ich erkunde das Städtchen – hat alles zu, auch sind kaum Leute unterwegs, ausser ein paar Gruppen mit Reisefühern. Darum einfach ein paar Fotos.

Und übrigens: Es stürmt und schifft draussen. Soll aber gemäss Prognose morgen früh vorbei sein. Also: bereit für die letzte Etappe. 

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