Clachtoll–Scourie

48 km – 16,6 km/h – 1000 hm

Mit knapp 50 Kilometern ist die heutige Etappe eher kurz. Sie hat sich in Ungefähr einfach als geeignet erwiesen in letzten Scotland Adventures. Auf den 30 Meilen kommen immerhin 1000 Höhenmeter zusammen. Das ist auch nicht absurd viel. Aber sie kommen ruppig daher. Das ständige Auf und Ab zehrt an den Kräften, wie ich am Schluss merken muss.

Misty morning mood

Ich zögere die Abfahrt noch lange raus, setze mich noch auf ein Bänkchen mit Aussicht an der Sonne und habe das Gefühl, ich blicke auf das Mittelmeer raus. Nur ein fein kühles Lüftchen deutet darauf hin, dass wir uns doch irgendwo ein bisschen – also wirklich ein bisschen! – nördlicher befinden könnten. Die Sonne blendet und wärmt die Haut, über die Felsen am Strand steigt ein dünner Nebelschwaden, der die Landschaft verkleidet. Ein bisschen wie in Watte.

Don‘t know what the „yes“ is referring to.

Um elf Uhr ist dann fertig rumgesessen. Mein Velo will weiter. Und ich auch. Ich gebe zu, ich habe Respekt vor der heutigen Etappe. Denn die Steigungen gehen weit, sehr weit in den zweistelligen Bereich hinein. Und überschreiten mindestens einmal offiziell die Zwanzigermarke. Und gestern habe ich ja auch schon gekämpft. Wie wird das denn heute?

Ups and downs - mostly downs here.

Fühlt sich grad mal super an. Komme recht unverkrampft anständig vorwärts. Nicht schnell. Dafür habe ich zu viel Gepäck und bin ich zu wenig ehrgeizig. Aber wirklich ansprechend anständig. Wild in allen Dimensionen bewegt sich die Strasse um Kurven, über Unebenheiten, Hügel, links rechts rauf runter 180 Grad retour und grad wieder vorn vorne, vorbei an unzähligen Lochs, runter zu Buchten, über Brücken, durch rausgeschlagene Felsen, entlang von Felswänden und Sandstränden, durch Weideland und  Wälder, die ins Meer tauchen.

Bike with a view.

Pausen sind heute schwierig wegen ungünstiger Insektenlage: die ekligen Horseflies. Lösen wohl die Midges ab. Ist das nun Klimawandel oder was? (Zur Beruhigung: Es gibt sich noch, die Midges. Ich spürs deutlich.)

Loch Whassaughimmer. But nice anyway.

Und sogar das Pièce de Résistance, der gemäss Schild 25-Prozentige Anstieg, vermag ich durchzudrücken, mit (zum Glück) zwei Pausen auf Passing Places. Ich danke den entgegenkommenden Fahrern freundlich, dass ich für sie halten und Platz machen darf.

Zuerst dachte ich schon, ich sei durch das Stück durchgefahren, ohne es zu merken, aber sie sparen es einem wirklich für die letzten paar Kilometer auf der Coastal Road auf. Danach gehts dann doch noch gut rauf und runter, aber nicht mehr so textogen.

Und dann hat die Coastal Road ein Ende, ich biege auf die Hautpstrasse ein und presche runter Richtung Kylesku Bridge. Nicht ohne vor der Überquerung dieser Brücke einen Boxenstopp zu machen im Rock Shop & Café.

Rock Shop Café, just before Kilesku.

Und dann wird es schwierig. Die Flüssigkeit ist irgendwie dahin. Und die Steigungen auf der Hauptstrasse sind vielleicht ein klein bisschen weniger happig. Dafür länger. Viiiiel länger. Und mit Gegenwind. So werden zwanzig verbleibenden Kilometer recht viel anstrengender, als das abgemacht gewesen ist.

Aber auch das hat ein Ende, und eben: Was rauf geht, muss auch runterkommen, und das auch bei Gegenwind. Und so komme ich doch noch nicht entnervt in Scourie an. Der Campingplatz auch schon wie eine alte Bekanntschaft, die man immer wieder gerne trifft.

Vor geschätzt 30 Jahren hat uns Andi einen Krimi zu dieser Felswand erzählt. Ich würd den gern nochmals hören. Oder das Skript dazu haben.
Shore at Scourie Camping
View from my tent in Scourie.