Den ersten Tag verbringe ich in verschiedenen Zügen und sitze schon für etwa 200 km auf dem Velo, bevor ich dann mit Hunger und grosser Müdigkeit im ganz passablen Hotel in Montpellier eintreffe.

Morgens um fünf, wenn die Welt noch gröber in Ordnung ist, fiept mich mein Händi mit seinem Esistzeitzumaufstehenundhastdugutgeschlafenwennnichtistauchegalgedudel aus dem viel zu kurzen Schlaf. Es regnet leise draussen.

Zum Frühstück nimmt der Regen zu, und als ich mich dann endlich auf das mit Gepäck und Steuererklärung beladene Velo schwinge, schiffts approximativ in Strömen. Kurz beim Gemeindehaus vorbei, weil ich die Steuererklärung nicht brauche, um durch Frankreich zu steuern. Und dann, jetzt das erste Geständnis, peile ich den Lift an. Da will da einer in die Pyrenäen, und für die erste Steigung nimmt er schon den Lift. Das ist ja wie Langlauf am Bügellift.

Zug nach Bern, Doppelstöcker. Velo reinschieben, absitzen, super. Zug von Bern nach Genf: ebenfalls. Cool. Dann die alte Grübe von Genf nach Lyon: drei hohe Stufen, und nirgends wirklich Platz für mein kleines Orangenes. Mit Anlauf krieg ich es dann doch noch in die Nähe des vorgesehenen Orts. Lyon–Avignon: wieder Doppelstock, aber der Eingang befindet sich gefühlt im Obergeschoss. Und Gepäck steht auch überall rum. Und Sitzplatz hats sowieso keinen mehr. Die erste Viertelstunde stehe ich also schützend und stützend neben meinem Velo, doch dann . . . Wenn man schon so ein Liegesofa spazierenführt, kann man das ja auch als solches benutzen, oder?

Nach Lyon klart dann auch der Himmel so langsam auf, die Aussichten enttrüben sich zunehmend, und die Temperaturen gehen langsam nordwärts. Draussen wird es wohl wärmer, und drin macht die Klimaanlage einen auf Nordpol, sodass es einem das Wasser im Mund gefrieren lässt.

Dann steige ich nochmals um – keine einzige Stufe und ein wunderschöner Velohaken und für mich ganz allein ein Viererabteil. So läss!

In Montpellier ists heiss. Und ich stelle mit Freuden fest, dass der Erlös für das Tandem, das wir letztes Mal hier an Unbekannt verschenkt haben, gut investiert wurde. Aus dem schon lange geschlossenen Goldlädeli wurde sozusagen ein nettes Fruchtundgemüselädeli. Ein feines Znacht im "Café de la Mairie" – das sind die mit dem Superschoggikuchen, gäll Dagi! – und dann schon bald ins Bett. Ein bisschen nachschlafen gehen.

Und den Gefallen, mir das Velo nochmals klauen zu lassen, mache ich meinem Lieblingsvelomech imfall nicht – es steht sicher im Hoteleingang.